Saisonabschluss: Interview mit Sportlichem Leiter
Verein hat sich großartig entwickelt – Weitere Entwicklung des SC hängt von einigen Entscheidungen in der nahen Zukunft ab.
Die Herbstsaison ist zu Ende, ein guter Grund um mit dem Sportlichen Leiter Christian Stangl den
Herbst Revue passieren zu lassen und über die Zukunft zu sprechen.
Die Herbstsaison ist absolviert, die KM 1 liegt in den Top 3. Wir nehmen an du bist mit der Leistung der Mannschaft zufrieden:
Mehr als das! Wir sind mit der Kaderplanung endlich dort angekommen, wo wir hinwollten. Der SC Liezen muss eine Bezirksauswahl
sein und das tat er am Beginn unseres Engagements 2019 überhaupt nicht. Man kann das aber nicht in einem Jahr ändern, dieser Prozess
dauert 2-3 Jahre bis du sukzessive die Mannschaft bekommst, für die du stehst. Der heutige SC geht genau in die Richtung in die wir immer
gehen wollten. Viele Spieler kommen direkt aus Liezen (10) und aus der näheren Umgebung und viele sind unseren Nachwuchs durchlaufen. Nur das macht Sinn.
Das Trainerteam rund um Björn Zimmermann, Daniel Habeler, Armin Jamnig mit Teambetreuer Marc Odersky und unserem Physio Klaus Ullmann
machen hier einen tollen Job und haben eine echte Einheit geformt. So können wir mehr als positiv in die Zukunft blicken!
Die 2. Mannschaft liegt am Tabellenende, du bist selbst als Trainer tätig. Wie sieht hier dein Fazit aus:
Sehr durchwachsen. Die Vorbereitung war eine Katastrophe und schlichtweg nicht vorhanden. Da viele Spieler Ihre Wurzeln in Kroatien und Bosnien
haben, sind viele in den Sommermonaten unten. Verständlich, aber natürlich nicht ideal für eine gute Vorbereitung. Demenstsprechend schwierig
war die Startphase, da wir körperlich nicht in der Lage waren mit unserer jungen Mannschaft mit den erfahrenen Teams der Gebietsliga mitzuhalten.
Zudem spielten wir die ersten 4 Spiele auswärts und sind wenig überraschend für mich, katastrophal in die Saison gestartet. Mittlerweile haben
wir aber die körperlichen Defizite aufgearbeitet und die Spiele werden nicht nur besser, sondern stimmen mich zuversichtlich, dass wir die nötigen Punkte
im Frühjahr holen. Der verbleib in der Gebietsliga ist für unseren 3 Jahresplan (2025-2028) elementar und dementsprechend seriös werden wir das auch im Frühjahr angehen.
Die Auswahlteams sind eine zentrale "Einrichtung" in unseren langfristigen Plänen. Denn nur wenn wir junge Talente haben die Landesweit mithalten können, können wir in Zukunft wieder Landesliga spielen. Deshalb unterstützen und forcieren wir diese Projekte ja auch so stark. Die U14 wird von Slaven Biljesko-Köck trainiert, der mit der Mannschaft sehr gut unterwegs ist sich für das Meister Play off zu qualifizieren und hat am vergangen Wochenende den Tabellenführer Sturm Graz/Murfeld die erste Saisoniederlage zufügen können. Er macht einen großartigen Job und die Talente aus dem Bezirk ziehen voll mit. Die U18 ist da um einiges weiter, hier macht allerdings das Trainerduo Gernot Stradner und Georg Luidold einen hervorragende Arbeit und das schon über einen langen Zeitraum. Diese Mannschaft wurde über Jahre geformt und hat richtig Potenzial für die Zukunft. Nach dem Vizemeistertitel in der U16 Landesliga sind sie heuer noch einen Schritt weiter. Als U17 spielen sie in der U18 Landesliga mit und führen dort bisher ohne Punkteverlust die Tabelle an. Da wächst definitiv etwas heran und wir freuen uns dass wir dieses Projekt in den letzten Jahren so aktiv begleitet haben.
Euer Kernthema, die Jugend, entwickelt sich großartig. Wer unter der Woche am SC Platz kommt, spürt regelrecht den Spirit und was hier geschaffen wurde.
Die Jugendarbeit ist klar die Basis für alles. Wir hatten zu Beginn das Thema, dass das nicht nur beim SC vernachlässigt wurde, sondern generell im Bezirk
nur wenige Vereine gute Jugendarbeit machen. Es gibt im Bezirk einige Vereine die meiner Meinung nach Top aufgestellt sind und das wirkt sich
immer zeitverzögert auf die 1. Mannschaft aus. Dafür benötigt es Geduld und die haben in der heutigen Zeit einfach die wenigsten. Aber bei der Jugend geht es gar nicht
nur immer darum, dass sie Spiele gewinnen oder Meister werden. Der Sportliche Aspekt ist natürlich relevant. Aber ich finde mittlerweile die Gesellschaftliche
Verantwortung, Sport generell zu betreiben und Werte zu vermitteln mindestens genauso wichtig. Diese Kombination macht Teamsport, für mich persönlich Fußball einfach so einzigartig.
Du bist der Meinung die Jugendarbeit hat sich im ganzen Bezirk verbessert?
Unser Wirtschaftlicher Leiter Harald Lemmerer hat zu mir 2019 bei Projektbeginn gesagt: „Unser Ziel muss sein, dass wir mit unserer Jugendarbeit andere motivieren und sich andere
Vereine denken: Das was der SC kann, können wir schon lange! Und wenn uns das gelingt, haben wir es geschafft.“ Und das Gefühl habe ich, viele nehmen das Thema Jugendarbeit
wieder ernster. Ich habe nicht in jede Jugendarbeit Einblick und es steht mir auch nicht zu, diese im Detail zu bewerten. Aber für mich macht der FC Schladming schon lange sehr
gute Jugendarbeit. Beim FC Ausseerland bin ich selbst als Jugendtrainer tätig und hier wird im Jugendbereich richtig gut gearbeitet und bin überzeugt, der Verein wir in den nächsten
Jahren auch mit der 1. Mannschaft wieder nach oben kommen. In Bad Mitterndorf gibt es sehr gute Leute die sich im Jugendbereich engagieren und über Jahre erfolgreich Spieler entwickeln.
Die SG Gesäuße, speziell der SV Hall ist super unterwegs mit seinen Jugendteams und da gibt es natürlich auch noch andere Vereine, die hier gut unterwegs sind. Fakt ist, und das
ist mir vollkommen klar, die Topvereine im Bezirk profitieren alle von der Jugendarbeit aller Vereine. Der SC kann nie wieder Landesliga spielen, wenn die Qualität im Bezirk nicht Gesamt steigt. Ein einzelner Verein, wird das niemals schaffen.
Welchen Einfluss hat die Fußball HAK Liezen darauf und wie läuft dieses Projekt?
Ich finde die Fußball HAK in Liezen hat einen großen Einfluss darauf, weil wir in Kombination mit dem Training beim Heimatverein oder den Ennstal Auswahlteams dafür sorgen, dass unsere Talente in Summe auf 5-7 Einheiten pro Woche kommen. Es ist ja nicht so, dass in Graz oder anderen Regionen der Steiermark mehr Talente vorhanden sind. Wir haben großartige Talente im Bezirk, nur leider nie die Möglichkeit diese Talente entsprechend zu fördern. Wenn das alle Ennstaler Vereine pro aktiv unterstützen, wird die Qualität allgemein steigen und davon wird auch jeder Verein profitieren. Die typische engstirnige Sichtweise, dass nur der SC davon etwas hat, ist doch bei genaueren überlegen vollkommener Schwachsinn. In der Fußball HAK Liezen sind jetzt schon 30 aktive Schüler, selbst wenn wir unsere gesamte erste Mannschaft austauschen würde, was natürlich nicht der Fall sein wird könnten wir all diese Spieler nicht unterbringen. Darum wäre hier mehr Weitblick gefragt und eine funktionierende Fußball HAK bereichert die gesamte Region und alle Vereine.
und die Fußball HAK hat sich ja etabliert…
Ja. Wie oft ist aller Anfang schwer. Wir hatten mit dem Beginn ein bescheidenes Timing. Kurz vor Corona gestartet, war es dann 2-3 Jahre schwierig, aber das haben wir überstanden und nun können wir stolz auf knapp 30 Aktive in den ersten 3 Klassen zählen. In dem Schuljahr 2025/26 sind wir dann erstmals im Vollbetrieb in den ersten 4 Klassen und können 2x die Woche mit 40-50 Schülern trainieren. Mit Slaven Biljesko-Köck haben wir einen hervorragenden UEFA A-Lizenz Trainer, der in der Fußball HAK speziell auf die persönliche, individuelle Entwicklung der Spieler Wert legt. Dementsprechend ergänzt sich das zum Mannschaftstraining im Verein oder den Auswahlsteams perfekt. Wir können somit Talente im Bezirk halten die dann nicht in andere Akademien abwandern und das ist nicht nur für die Fußballregion Liezen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Liezen wichtig. Nur leider nicht jedem bewusst.
Klingt vielversprechend für die Zukunft – Wie siehst du die Zukunft des SC! Vorallem auch in Hinblick auf wirtschaftliche Themen.
Also das aktuelle Setup ist großartig und wenn wir den Level halten können, werden wir viele Freude in den nächsten Jahren haben. Fakt ist aber auch, dass man natürlich den wirtschaftlichen Aspekt nicht unterschätzen darf. Zu Beginn war mit geomix ein wichtiger großer Partner dahinter, ohne dem Engagement all die großartigen Infrastruktur Maßnahmen von die der Verein noch lange profitieren wird nicht möglich gewesen wären. Ohne Kunstrasen könnten keine 15 Teams Woche für Woche trainieren. Die Folgen der Coronamaßnahmen und die Insolvenz eines großen deutschen Partners haben hier dann leider für eine schnelle, dramatische Wende gesorgt, die ich als Ex-Mitarbeiter hautnah miterleben musste. Fakt ist, der Grundstein für den heutigen SC wurde dennoch gelegt.
Den Umfang und die Arbeit die aktuell beim SC geleistet wird, benötigt weiter starke Partner und die haben wir aktuell. Wir sind hier breit aufgestellt und einzelne aufzuzählen, birgt immer die Gefahr jemanden wichtigen zu vergessen, aber Cupra an der Spitze mit dem Autohaus Laimer, ÖAMTC Fahrtechnik, Hubert Zwarnig, Knauf & MC Donalds Liezen sind neben unserem Hauptsponsor sicher die wichtigsten Partner, neben vielen kleineren Partnern die mit ihren Werbetafeln und dafür sorgen, dass 250 Kids jede Woche mehrmals Sport betreiben können. Wir haben auch immer gesagt, dass wir den Verein solide aufstellen.
Es gibt ja auch Gespräche mit der Stadt Liezen bezüglich Förderungen, wie ist hier der Status.
Wir führen seit Projektbeginn 2020 Gespräche mit der Stadt Liezen und wollen sie für das Projekt begeistert. Seit einem Jahr sprechen wir Intensiver, aber es gelingt uns nicht. Leider verstehen die Verantwortlichen den Sachverhalt nicht und das macht die Angelegenheit schwierig. Wir hatten im Dezember 2023 vor dem Gemeinderat präsentiert, es gab mehrere Gespräche mit der Bürgermeisterin und einzelnen Gremien. Der SC Liezen kommt für seine gesamte Infrastruktur selbst auf und diese Kosten von rund 200.000€ jährlich als Verein mit Sponsorengeldern zu stemmen ist der absoluter Wahnsinn. In 85-90% der Städte ist die Stadt für die Erhaltung der Anlage verantwortlich und deshalb ist es in Liezen wesentlich schwieriger in der Landesliga zu spielen als in anderen Bezirkshauptstädten. In Schladming, Stainach, Bad Aussee, Rottenmann stehen überall Sportanlagen, die von der Stadt erbaut wurden und wo die Infrastrukturkosten von der Stadt getragen werden. Wir sind in der Bezirkshauptstadt, betreiben eines der größten Kinderprojekte, betreiben eine Fußball HAK die für die gesamte Region wertvoll ist und die Stadt Liezen kann/will das nicht mittragen. Alleine die Hallenkosten für Kinderturniere und Hallentrainings der Kinder haben uns im letzten Jahr knapp 10.000 Euro gekostet. Diese Umstände sorgen schon dafür, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen, ob das Projekt nicht in einer anderen Stadt/Gemeinde mehr Sinn macht. Die Sportstadt Liezen hat aus meiner Sicht für Sport und Kinder relativ wenig über. Hier ist sicher die Hoffnung, dass sich bei den Wahlen etwas ändern. Sollte hier keine Änderung eintreten und die Stadt nicht pro aktiv mit unterstützen, dann wird dieses Projekt mit Sicherheit an einem anderen Ort weitergeführt oder man verkleinert den Verein wieder so wie er davor war. Für die 1. Mannschaft hätte das relativ wenig Auswirkung, aber die Jugend könnte in dem Ausmaß sicher nicht so fortgeführt werden.
Das würde bedeuten, die Lebensschule Fußball wird auslaufen?
Zumindest in Liezen. Wir Funktionäre machen alles, was wir an Zeit für dieses Projekt investieren ehrenamtlich, sprich unentgeltlich. Ein Projekt in dieser Dimension ist aber wie eine Firma zu führen und wenn eine Stadt das nicht für unterstützenswert findet, dann sind wir am falschen Ort bzw. reden wir mit den falschen Leuten. Kinder und Talenten eine Plattform zu geben und wird immer wichtiger. Dabei geht es gar nicht vorrangig darum, Spitzenfußballer und Talente zu fördern, sondern viel mehr welchen gesellschaftlichen Aspekt wir hier erfüllen. Aus der Stadt kommt aber seit einem Jahr keine klare Ansage, es gibt Teilzugeständnisse, dann wieder Floskeln wie „das geht alles nicht so schnell“. Wir haben im Dezember 2023 den Subventionsantrag gestellt und haben bis heute noch keine klare Antwort. Und bei all dem, was hier Woche für Woche am Sportplatz geleistet wird bzw. passiert ist das die größte Enttäuschung. Wenn sich bis zu den Wahlen bzw. nach den Wahlen nicht gravierend was ändert, muss man hier definitiv einen Schlussstrich ziehen. Und man darf nicht vergessen, es geht hier aus unserer Sicht um eine Pflichterfüllung einer Stadt und keine Unterstützung für den Spielbetrieb. Es wird auch immer schwieriger, diesen zu finanzieren, aber das gelingt uns nach wie vor sehr gut. Es sorgt auch bei Sponsoren für Kopfschütteln, dass sie mit ihrem Geld die Aufgabe der Kommune erledigen sollen.
Dann steht uns ein spannendes Jahr 2025 bevor – Es sollte aber Jahr der Feierlichkeiten werden. Der SC wird 100 Jahre!
Ja, spannend wird es auf alle Fälle, aber auch zu feiern gibt es genug. Im schlimmsten Fall wird der SC einfach so wie er vorher war, einen Mannschaftsrückzug oder ähnliche Szenarien wird es hier nicht geben, solange wir in der Verantwortung stehen. Die Fußball HAK und eine gute erste Mannschaft zu finanzieren ist wesentlich überschaubarer als ein Verein mit 15 Mannschaften und diversen Projekten. Dementsprechend muss sich um den SC keiner Sorgen machen und es wird im Jahr 2025 genug zu feiern geben. Unser Obmann Lammer Michael bereitet mit einem eigenen Komitee auch schon alles vor. Hier gibt es mehrere Events, die für ein tolles Fest sorgen werden. Ein Teil wird im Juni über die Bühne gehen. Die SC Bar zum 100jährigen Jubiläum wird etwas Besonderes! Wir freuen uns auf 2025!